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Denise Krumbein
Perthes-Gymnasium Friedrichroda
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Gegenstände im Judentum  

Um ihre Zugehörigkeit zur Religionsgemeinschaft zu unterstreichen, gibt es im Judentum verschiedene Gegenstände. Insgesamt habe ich mich mit vier dieser Gegenstände näher beschäftigt und gehe auch auf ihre Bedeutungen ein.  

  

Bevor ich mich mit dem Judentum genauer befasst habe, dachte ich, ein Jude ist, wer streng gläubig ist, allen Regeln und Gesetzen des Judentums gehorcht und an Gott glaubt. Während meiner Suche ist mir jedoch bewusst geworden, dass das noch lange nicht alles ist, was einen Juden definieren kann. 

Nach dem jüdischen Recht lautet es so: Jude ist, wer eine jüdische Mutter hat oder das Judentum als seine Religion gewählt hat. Ob der Vater ein Jude ist, spielt dabei keine Rolle. Es spielt auch keine Rolle, ob man sich im Alltag an die jüdischen Regeln (Gesetze) hält. Selbst ein Jude, der nicht an Gott glaubt, bleibt ein Jude, denn im Judentum bestimmt nicht nur die Religion, was/wer jüdisch ist.  

Die Juden, so scheint mir, sind ein Volk, das durch gemeinsame Lebensgewohnheiten und eine gemeinsame Geschichte verbunden ist. Nicht alle Juden definieren sich für jeden sofort offensichtlich als Jude, andere schon. Manche Juden machen durch bestimmte Kleidungs- und Schmuckstücke kenntlich, dass sie ein Jude sind. Sie tragen zum Beispiel eine Kippa, wenn sie in die Synagoge oder auf den Friedhof gehen, aus Ehrfurcht vor Gott.  Juden, die sehr fromm sind, tragen die Kopfbedeckung auch im Alltag. Andere hingegen tragen zum Beispiel eine Kette mit einem Davidstern, um ihre Zugehörigkeit zur Religionsgemeinschaft zu unterstreichen.  

Durch meine Recherchen habe ich bemerkt, dass ein Jude nicht streng gläubig sein muss, um ein Jude zu sein. Jeder entscheidet selbst, ob und wie stark er die Religion auslebt.  

Einige etwas Strenggläubigere haben auch in ihrem Alltag Gegenstände, wie z. B. die Mesusa oder die Menora, auf die ich in meinem Text näher eingehe, die ihre Religion zeigen.  

  

Der Davidstern 

Der Davidstern ist wahrscheinlich das bekannteste Symbol des Judentums. Der sechseckige Stern zeigt zwei gleichseitige, untrennbar miteinander verflochtene Dreiecke, bei dem das nach unten weisende Dreieck dafür steht, dass der Mensch sein Leben von Gott erhalten hat und das nach oben weisende dafür, dass der Mensch zu Gott zurückkehren wird. Er ist ein Zeichen für die Verbundenheit mit Gott. Sein Name stammt von König David, dem zweiten König Israels. Dieser soll ein Schild gehabt haben, welches von einem sechseckigen Stern geziert worden ist. 

Die zwölf Ecken des Sterns sollen die zwölf Stämme Israels darstellen. Die sechs kleinen Dreiecke, welche die Zacken des Sterns darstellen, stehen für die sechs Schöpfungstage und das große Sechseck in der Mitte steht für den siebenten Tag, den Ruhetag.  

Man findet den Davidstern zum Beispiel in Synagogen, auf Friedhöfen und auf der israelischen Flagge. Manche Juden tragen den Davidstern als Symbol für ihre Religion als Kette um den Hals, so wie manche Christen das Kreuz um den Hals tragen. 

Im Christentum verweist das Kreuz zum einen auf die Erlösung der Menschheit von Leid und vom Tod durch Jesus. Außerdem werden bei dem Kreuz die Beziehung des Menschen zu Gott durch die Verbindung der Horizontale und der Vertikale gekennzeichnet.  

 

Die Mesusa: Das „Zeichen“ an der Tür 

An den Türpfosten eines jüdischen Haushaltes befindet sich oftmals eine kleine Kapsel mit einer Pergamentrolle, die Mesusa genannt wird. Auf dem Pergament sind handgeschriebene Verse aus der Tora. Das Gehäuse/die Kapsel soll das Pergament schützen, damit es möglichst lange erhalten bleibt.  

Man soll die Mesusa anbringen, wenn man die Wohnung einweiht, das heißt, wenn die Wohnung fertig eingerichtet ist und man dort eingezogen ist. Wenn man wieder auszieht, soll man sie mitnehmen. Sobald man eine Tür betritt, küsst man die Mesusa symbolisch. Man fasst sie an und küsst anschließend die Hand.  

Wir küssen einen Menschen, wenn er uns sehr viel bedeutet und wir ihm das auch zeigen wollen. Die Juden küssen die Mesusa aus einem ähnlichen Grund. Es soll die Liebe zu den Geboten und zu Gott ausdrücken und man soll sich beim Betreten und Verlassen einer Tür immer an die Gebote erinnern und nicht gegen sie verstoßen. 

Lange war unklar, ob die Mesusa waagerecht oder senkrecht angebracht werden soll. Letztlich einigte man sich darauf, sie immer schräg anzubringen.  

Auf der Rückseite des Pergaments befindet sich das Wort „Schaddai“, was „Allmächtiger“ bedeutet. Die Kapseln oder Gehäuse bestehen aus ganz unterschiedlichen Materialien, zum Beispiel aus Blech, Glas, Holz, Kupfer oder Edelmetall.  

In mehreren Religionen findet man ein Zeichen an der Tür. Doch nicht jeder Jude befestigt eine Mesusa an seiner Tür, sondern nur jene, die ihre Religion damit ausdrücken wollen und einen großen Wert auf die Bedeutung der Mesusa legen. Im Christentum werden die Buchstaben C+M+B mit Kreide über die Haustür geschrieben. Die Buchstaben stehen für „christus mansionem benedicat“, was so viel heißt wie „Christus segne dieses Haus“.  

  

Die Menora 

Die Menora ist ein Leuchter mit sieben Armen, der bereits im Tempel das Licht, das von Gott geschaffen wurde, symbolisierte. Außerdem stellt der Leuchter für die Juden die Anwesenheit von Gott dar, da Gott für sie das Licht ist.  

Das ist im Christentum ganz ähnlich. Auch dort stellt das Licht die Anwesenheit Gottes dar. Die Christen verbinden mit dem Licht jedoch auch noch den Kontrast zur Dunkelheit/Finsternis und bei den Juden soll der Leuchter nicht nur Leben spenden, sondern auch Erleuchtung bringen.  

Die Menora ist das älteste Symbol des Judentums. Sie ist sogar auf dem Staatswappen von Israel abgebildet. Jeder der sieben Arme steht für einen Tag der Schöpfungsgeschichte (insgesamt sechs Tage) und der siebte Arm, von dem auf jeder Seite drei Arme abgehen, steht für den Ruhetag Schabbat. Ganz früher, als sich die Menora noch im Tempel befand, brannten auf ihr sieben echte Kerzen. Mittlerweile sind es meist elektronische Kerzen.  

Eine Menora kann einen Juden definieren, muss aber nicht. Nur weil ein Jude sich eine Menora hinstellt, bedeutet das nicht, dass dieser Jude automatisch ein streng gläubiger Jude ist. Vielleicht ist es nur ein Zeichen dafür, dass ihm die Bedeutung der Menora wichtig ist. 

  

Die Tefillin: Das „Zeichen“ an Stirn und Arm 

Die Tefillin, die Gebetsriemen, sind ein weniger bekanntes Symbol des Judentums. Sie werden an Stirn und Arm gebunden. Die Gebetsriemen müssen nicht ständig an den angegebenen Körperteilen getragen werden, sondern es soll nur von Zeit zu Zeit geschehen. 

Ein Jude, der sich nach außen hin als Jude definieren möchte, trägt die Tefillin für jeden sichtbar. Nicht viele Juden tragen die Gebetsriemen so offen. Auch hier gilt wieder, dass jeder selbst bestimmen kann, wie stark und in welcher Form er das Judentum auslebt. Es ist nicht, wie viele denken, dass man als Jude automatisch alle Traditionen und Bräuche streng einhalten und pflegen muss oder dass man kein Jude sei, wenn man es nicht tut.  

Die Tefillin werden übrigens nicht den ganzen Tag über getragen. Man trägt sie nur zum Gebet. Die Tefillin verbinden Kopf, Herz und Hand, damit der Verstand, das Handeln und das Gefühl gut zusammenarbeiten. Man legt sie stets beim Morgengebet, gelegentlich zum Nachmittagsgebet, aber nie am Abend an.  

An heiligen Tagen, wie zum Beispiel am Sabbat und an Feiertagen zur Gebetsstunde, gelten die Tefillin als “überflüssig“, da dieser Tag selbst heilig ist. Dafür werden an gewöhnlichen Wochentagen morgens die Tefillin getragen.  

Es werden vier Verse mit dem jeweiligen Gebot auf Pergament übertragen und zusammengerollt und in die Kapsel oder einen Behälter gelegt. Dies ist ähnlich wie bei der Mesusa, jedoch sind die Behälter hier nicht aus Metall, Glas oder Holz, sondern aus Leder oder Pergament.  

Sie sind quadratisch und bilden so einen gleichseitigen Würfel. Dieser Würfel befindet sich auf einer Unterlage, welche noch etwas größer als der Würfel ist. An dieser Unterlage ist auf einer Seite eine Öffnung mit Schieber. Zum Befestigen des Behälters am Arm und Stirn wird durch diesen Schieber ein Riemen gezogen.  

Es gibt die Hand-Tefillin, welche auf dem Oberarm über dem Ellenbogen, und die Kopf-Tefillin, welche hoch oben auf der Stirn angelegt werden. 

  

Denise Krumbein