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Deutschland

Josephine Jakubzik & Vivien Rausch
Perthes-Gymnasium Friedrichroda
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Was und wie wird in Deutschland jüdisch gefeiert?

Jüdisch feiern in Deutschland 

 Jüdisch sein in Deutschland, in dem „Täterland“, wird heutzutage immer noch als eine Besonderheit angesehen, dabei sind Juden und Jüdinnen Menschen wie du und ich.  

  

Das Wort „Jude“ erschien uns vor dem Projekt „900 Jahre jüdisches Leben in Thüringen“ wie eine Art Stempel. So geht es nicht nur uns – viele Menschen bringen dieses Wort nur mit dem Holocaust oder dem Antisemitismus in Verbindung und haben ein meist positiv stereotypes Bild von einem Juden vor Augen. Doch wer oder was ist eigentlich ein Jude?  

Wir haben gelernt, dass Judentum nicht nur eine Religion, sondern “Jüdisch-Sein” viel mehr eine Gefühlsangelegenheit, eine Verbundenheit ist; ein Wert, den man seinen Kindern weitergeben möchte. Es gibt zum Beispiel atheistische Juden, die sich trotzdem als Juden identifizieren. Viele Menschen beschränken Juden häufig auf den Holocaust und den Antisemitismus, dabei steckt viel mehr hinter dem „Jüdisch-Sein“.  

Wir haben uns mit einigen Festen im Judentum beschäftigt und haben gemerkt, dass bei den Feierlichkeiten oft die Beibehaltung der Tradition im Vordergrund steht und das Zusammensein wichtig ist. Die Rolle des Glaubens ist dabei sehr individuell und von Familie zu Familie unterschiedlich. Bei uns ist es nicht anders. Unsere Familien und wir sind nicht religiös, feiern aber trotzdem christliche Feste, wie Weihnachten oder Ostern. Dabei steht für uns nicht der Glaube im Vordergrund, sondern das Zusammensein mit der Familie und Freunden.  

Wir feiern Neujahr am ersten Januar nach dem Gregorianischen Kalender. Der jüdische Kalender wird jedoch nach den Mondphasen berechnet, weshalb das jüdische Neujahrsfest “Rosch Haschana” am ersten Tag des Herbstmonats Tischri stattfindet. In der Synagoge wird ein Widderhorn geblasen, der sogenannte Schofar. Außerdem wünscht man sich ein gutes                    neues Jahr und „möget ihr eingeschrieben werden“. Denn an dieses Fest schließen sich die „10 ehrfurchtsvollen Tage“ an, die an Jom Kippur, dem Versöhnungstag, enden. Nach jüdischem Glauben werden in diesen 10 Tagen die Namen der Guten in das Buch des Lebens eingeschrieben und die der Bösen gelöscht.   

Zu Rosch Haschana ist es außerdem Brauch, Apfelstücke getunkt in Honig zu essen, da es ein „süßes neues Jahr“ werden soll. In Deutschland wird an Silvester bzw. Neujahr traditionellerweise Karpfen gegessen, dessen Schuppen man in sein Portemonnaie legen soll, um das ganze Jahr über mit Geld gesegnet zu sein. Beide Traditionen waren für uns neu, wobei wir uns lieber für die Apfelstücke in Honig entscheiden würden.  

 Zehn Tage nach Rosch Haschana findet Jom Kippur statt. Jom Kippur, auch Versöhnungstag genannt, ist neben dem Schabbat der wichtigste und höchste Feiertag im Judentum.  

Wie der Name bereits verrät, soll man Streit beilegen und sich bei anderen entschuldigen. Außerdem soll man über sich selbst und seine schlechten Taten nachdenken. Es wird 25 Stunden gefastet, denn es ist die Zeit der Selbstprüfung und Einkehr, der Sühne und Vergebung. Auch Mädchen ab 12 und Jungen ab 13 Jahren fasten, da sie bereits ihre Bat Mizwa bzw. Bar Mizwa hatten.  

Wir selbst haben dieses Alter schon erreicht, da wir aber beide nicht religiös sind, fasten wir nicht. Im Christentum hingegen wird vierzig Tage lang von Aschermittwoch bis Ostersonntag gefastet. In dieser Zeit soll sich der Mensch durch Enthaltsamkeit neu besinnen, Buße tun und die Nähe zu Gott suchen. Dabei gibt es bei den Christen keine strengen Regeln, aber viele versuchen, auf Fleisch, Rauchen oder Alkohol zu verzichten.  

Im Gegensatz zu anderen Festen, an denen man hochwertige Kleidung anzieht, soll man zu Jom Kippur etwas ganz Schlichtes tragen. Durch das Tragen eines weißen Kittels oder Gewandes werden alle Sünden offenbart. Man soll sich durch Gebete mit Gott versöhnen - alle ehrlich bereuten Sünden vergibt Gott an diesem Tag. Außerdem soll man keinen Schmuck und keine Lederschuhe tragen, um allen Luxus abzulegen.  

Auch im Christentum gibt es einen ähnlichen Gedenktag, den Buß- und Bettag. An diesem Mittwoch im November zeigt man Reue für begangene Sünden und eine Besinnung auf den Gottesglauben.  
Chanukka ist das achttägige Lichterfest im Winter, dabei wird an die Wiedereinweihung des zweiten Tempels in Jerusalem gedacht. Als nach der Befreiung das ewige Licht entzündet werden sollte, gab es nur noch ein kleines Fläschchen des geweihten Öls, so dass es nur für einen Tag reichen würde. Durch ein Wunder brannte die Kerze acht Tage, bis neues Öl hergestellt werden konnte. Daher hat der Chanukkaleuchter acht Arme, die Tag für Tag zum Lichterfest angezündet werden. Da die Wiedereinweihung schon 164 vor Christus stattfand, finden wir es faszinierend, dass solch eine Tradition Jahrtausende überlebt hat und immer noch gefeiert wird. 

Durch dieses sogenannte „Ölwunder“ gibt es an Chanukka traditionell in Öl gebackene Speisen, wie Kartoffelpuffer (Latkes) oder Pfannkuchen (Blintzen). Bei den Gottesdiensten in der Synagoge wird auf eine angemessen festliche Kleidung geachtet (z.B. Anzüge, Kleider, etc.). In größeren Gemeinden findet ein Chanukkaball statt, mit kleinen künstlerischen Aufführungen und einem Theaterstück der Kinder. Zu Hause wird mit Freunden und der Familie gefeiert. Die Kinder freuen sich auf ihre Geschenke.  

 Im Kerzenschein wird dann mit einem Kreisel gespielt, dem sogenannten Drejdl, der die vier Buchstaben Nun, Gimel, Hej und Schin trägt, das bedeutet „Nes gadol haja scham“: ein großes Wunder ist dort geschehen.  

  

Auch im Judentum gibt es ein Äquivalent zu unseren Faschingsfeiern, Purim. Das Purimfest liegt passenderweise in der Faschingszeit und wird mit der ganzen Gemeinde gefeiert. Der Rabbiner liest die zugrundeliegende Geschichte aus dem Buch Esther vor und jedes Mal, wenn der Name des bösen Haman fällt, machen alle Anwesenden Lärm mit ihren Ratschen. Oft führen die Kinder ein kleines Theaterstück vor und es gibt viel Musik und Tanz. Alle verkleiden sich, um das „Purimspiel“ zu spielen, es geht lustig zu. 

Diese Traditionen erinnern uns an Fasching, wo wir uns verkleiden und Teigtaschen mit Marmelade füllen (Berliner/Krapfen). Als Kinder haben wir uns immer riesig über die vielen Süßigkeiten gefreut und den Auftritten der Tanzgarde entgegengefiebert.   

Zu Purim schenkt man sich gegenseitig Süßigkeiten und Gebäck. Am bekanntesten sind die Hamantaschen (auch Homentaschen genannt). Das sind Teigtaschen, die mit Marmelade oder ähnlichem gefüllt werden und mit ihrer dreieckigen Form an den Hut des bösen Ministers Haman, der am Hofe des persischen Königs Ahaschveros lebte, erinnern.  

Hamans Ziel war es, alle Juden vernichten zu lassen, weil der alte Jude Mordechaj sich nicht vor ihm verbeugte. Da dessen Nichte Esther später aber den König heiratete, wendete sich das Schicksal und Haman wurde an jenem Galgen gehangen, den er ursprünglich für Mordechaj errichten ließ. 

  

Bei diesen großen, sehr familiären Festen haben wir uns die Frage gestellt, wie das eigentlich ist, wenn ein Jude einen nichtjüdischen Partner hat.  

„Diese Konstellation kommt häufig vor, da es sehr unrealistisch ist, in einer kleinen Gemeinde einen Partner zu finden“, erklärte uns der Thüringer Landesrabbiner Alexander Nachama im Interview.  

Die nichtjüdischen Partner von den Mitgliedern sind natürlich gerne in der Gemeinde gesehen, er möchte sie nicht ausschließen. „Die nichtjüdischen Partner können auch gern die Feste mitfeiern und am Gottesdienst teilnehmen“, so Alexander Nachama.  

Das sei aber von Gemeinde zu Gemeinde und von Rabbiner zu Rabbiner unterschiedlich, er sei da ziemlich offen, meinte er. Der Rabbiner hofft so, dass die aus den Beziehungen hervorgehenden Kinder vielleicht zum Judentum gehören bzw. übertreten. Eine religiöse jüdische Hochzeit kann aber nur durchgeführt werden, wenn beide Personen jüdisch sind.  

  

Durch dieses Projekt bekamen wir die Möglichkeit mit einigen Juden und Jüdinnen in Deutschland und Thüringen Interviews zu führen. Dadurch haben wir bemerkt, dass hierzulande eine sehr liberale Auslebung des Judentums am weitesten verbreitet ist. Nicht in jeder Familie werden die religiösen Feste gefeiert, wie es bei uns im Lehrbuch steht. Jeder bringt seine eigenen Traditionen mit sich.  

  

von Josephine Jakubzik und  Vivien Rausch 

 

Hamantaschen an Purim 

 

Der Schofar