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Das Nadelöhr

Bei der Stadtrallye durch Weimar führte uns der Weg auch zum Nadelöhr. Zuerst ist der felsige Eingang kaum zu entdecken, so unscheinbar und versteckt liegt dieses friedliche Plätzchen.  Sobald man die schmale Steintreppe hinaufsteigt, umfängt einen eine milde Kühle und dumpfe Stille. Doch dies ist erst dann besonders spürbar, wenn man das Nadelöhr alleine passiert. Oben angekommen hat man einen guten Ausblick auf den Park mitsamt Goethes Gartenhaus. Wenn man die Treppe hinabsteigt, wird durch die kurzzeitige Stille das Gefühl vermittelt, auf den sich anschließenden lebhaften, aber stadtfernen Park vorbereitet zu werden.

Bei dem Nadelöhr handelt es sich um eine künstlich angelegte Felsentreppe mit Felsentor. Sie ist von großen, mit Pflanzen bedeckten Steinen als Höhlendurchgang umgeben, die nicht den Anschein erwecken, von Menschenhand angelegt worden zu sein. Das Nadelöhr befindet sich im Park an der Ilm neben der Naturbrücke und der Felsenquelle.  Es wurde zu Ehren von Christel von Lassberg errichtet. Diese nahm sich im Alter von 17 Jahren am 17.1.1778 das Leben, indem sie in die Ilm stieg. Ob sie ertrunken oder erfroren ist, blieb ungeklärt. Vermutlich veranlasste sie Liebeskummer zu dieser Tat. Als man sie fand, soll sie eine Ausgabe von "Die Leiden des jungen Werthers" bei sich getragen haben, woraufhin Goethe als Autor Betroffenheit zeigte. Zusammen mit Heinrich Gentz, einem Architekten, erbaute er es binnen einer Nacht. Wieland beschreibt das Nadelöhr als "Wunderbar künstliche, anmutige, wilde, einsiedlerische und doch nicht abgeschiedenen Art von Felsen- und Grottenwerk". Das Nadelöhr gehört zu einer der ersten künstlichen Veränderungen im Park an der Ilm.