"Genius des Ruhms" von Johann Heinrich Meyer
Carmen, Franziska
FOS-BOS Passau
Gefällt mir 101 Gefällt 101 Mal
20 Aufrufe

Genie

Im heutigen Sprachgebrauch ist das Wort "genial" vielseitig verwendbar. Man benutzt es zum Beispiel im Zusammenhang mit einem hochintelligenten Menschen oder auch einem gelungenen Urlaub. 

Im 18. Jahrhundert verwendete man den Begriff in Verbindung mit Personen, die herausragende geistige Errungenschaften und Werke geschaffen hatten. Nach der Jahrhundertmitte erschienen die Wörter "Genie" und "genialisch" gehäuft in der Literatur und Kultur.

Prominentester Vertreter der Geniezeit (später als Sturm und Drang bezeichnet) war Johann Wolfgang Goethe. Er verfasste zahlreiche Schriftstücke, denen der Geniegedanke zugrunde liegt. Die jungen Autoren lehnten sich gegen literarische, familiäre und religiöse Autoritäten auf und fordern die Überwindung der Grenze zwischen weltlichem und göttlichem. Auch wollen sie sich den Konventionen entziehen und ihren eigenen Zielen nachstreben. 

 

Genie und Kult

Außerhalb der literarischen Welt verbreitete sich ebenfalls das Konzept der "Geniezeit". Natur und Natürlichkeit, Gefühl statt Vernunft, Originalität statt Regelwerk waren Werte, die auch in der Wirklichkeit eine Rolle spielten. Die Erscheinung des Goethe-Briefromans "Die Leiden des jungen Werthers" löste eine Welle der Nachahmung bezüglich Verhalten und Kleidung aus. Männer identifizierten sich mit der Hauptfigur und teilten dessen Naturverehrung und Empfindsamkeit. Des Weiteren kleideten sie sich in der Werther-Tracht: blauer Frack, gelbe Weste, braune Hose, Stiefel und runder Filzhut. Unter anderem hat sich das "Werther-Fieber" auf die Kunst und das Kunsthandwerk ausgewirkt, zum Beispiel fanden sich Porträts von Werther auf Tafelgeschirr wieder. 

Der Schweizer Theologe und Philosoph Johann Caspar Lavater glaubte Genialität am Äußeren eines Menschen ablesen zu können. Diese These wandte er auch auf Goethe an, jedoch war die Studie nicht frei von Widersprüchen.

Laut Goethe können inspirierende Genies auch Menschen aus Wissenschaft und Politik sein, die in konstruktiver Auseinandersetzung mit der Welt Bedeutendes leisten.