Goethes Reisemantel?
Laura
Lessing Gymnasium Neubrandenburg
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Goethes Reisen

"Ganz unter fremden Menschen, in einem fremden Lande zu leben, auch nicht einen bekannten Bedienten zu haben an den man sich hätte lehnen können, hat mich aus manchen Träumen geweckt, ich habe an munterm und resolutem Leben viel gewonnen." - Johann Wolfgang von Goethe an Carl August (Rom, den 25. Januar 1788)

Trotz der katastrophalen Umstände, welche zur Zeit Goethes im Bereich des Transports herrschten, reiste er zu Fuß, zu Pferd oder per Kutsche. Sein Ziel dabei war es die fremde Welt zu erkunden, die Welt besser zu verstehen und auch seinen eigenen Platz in dieser zu finden. Unter anderem reiste Goethe in die Bäder Böhmens, nach Berlin, Frankreich und in die Nähe Krakaus, doch die für ihn persönlich prägendste Reise war seine erste Reise nach Italien: diese sah er als wichtigsten Wendepunkt in seinem Leben. Nicht nur die Gier nach neuen Inspirationsquellen, sondern auch die Erzählungen seines Vaters von Italienreisen trieben Goethe voran. Doch nicht zu vergessen ist, dass auch Goethe die Reisen als Flucht aus dem teils problematischen und langweiligen Alltag sah. Trotz seines hohen Ansehens reiste Goethe nur mit den notwendigsten Dingen, wie zum Beispiel Reiseschreibzeug, Trinkbecher und seinem Reisemantel. Er reiste unter verschiedenen Decknamen, wie zum Beispiel Jean Philippe Möller, so konnte der bekannte Mann unerkannt das italienische Leben intensiv und aktiv entdecken. Während seines Italienaufenthalts beschäftigte er sich auch mit verschiedenen Studien. Trotz kultureller Differenzen schätze Goethe die italienische wie auch die deutsche Kultur in all ihren Einzelheiten sehr. Modern im Bezug auf die heutige Zeit sind in unseren Augen die vielen Vergleiche. Ob die Mentalität der Zeiteinteilung, aber auch das Theater und das Gericht: Er hatte auf alle Dinge stets einen "analytischen Blick". In seinen Reisetagebüchern fasste Goethe seine Erfahrungen sowie seine wissenschaftlichen Entdeckungen für seine Familie, Freunde, die Nachwelt, aber vor allem auch für sich selbst zusammen. Dies ermöglicht uns heute auch Goethes Ziele sowie den damaligen Lebensalltag nachzuvollziehen, was in unseren Augen natürlich auch eine sehr gute Entscheidung war. Zwei wichtige Werke, die Goethe während seines Aufenthalts in Italien beendet hat, sind Iphigenie auf Tauris und Egmont - wenn er also die Inspiration nicht in Weimar fand, so musste er reisen, um sich von den verschiedenen Kulturen und Lebensweisen, vor allem aber der italienischen, beeinflussen zu lassen. Unserer Meinung nach sind bei diesen Reisen faszinierende Werke entstanden, die noch heute in unserer Gesellschaft eine große Bedeutung haben.  Johann Wolfgang von Goethe war, in unseren Augen, für seine Zeit ein überaus fortschrittlicher Mensch, den sein Wissenshunger trotz vieler Hindernisse (Achsenbrüche, Pannen, katastrophale Unterkünfte etc.) rund 40.000 km durch die Welt trieb und ihn ca. 100.000 Reichstaler kostete.