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Figur der Kassandra

Kassandra (auch Alexandra genannt) ist ein 83,5 cm hoher Gipsabdruck, der von Christian Friedrich Tieck (1776-1851) angefertigt wurde. Christian Friedrich Tieck ließ sich für dieses Werk von der griechischen Mythologie inspirieren. Anfangs wurde die Stuckfigur für die Ausgestaltung des Teesalons des Berliner Schlosses modelliert. Der Künstler schenkte Goethe jedoch die Skulptur im Jahre 1827/28 und seitdem befindet sie sich im Brückenzimmer in Goethes Wohnhaus in Weimar. Die Figur zeigt eine nackte weibliche Gestalt in halb sitzender Haltung. Ihr linkes Bein, worauf der Körper lastet, ist angezogen. Kassandra stützt sich mit der linken Hand auf einem vereinfachten Sarkophag ab und streckt ihre rechte Hand abwehrend nach links, wodurch der Körper in die entgegengesetzte Richtung ausweicht. Sie trägt schulterlanges, welliges Haar und ein Gewand, was nur von ihrem linken Oberarm gehalten wird und lediglich ihr linkes Bein bedeckt. Goethe selbst bezeichnet Kassandra als "anmutig-scheue Nymphe", wodurch sie eine neue Bedeutung in der heutigen Zeit gewann und ihre Legende noch bekannter wurde.  Kassandra war die schönste Tochter des trojanischen Königs. Apollon verliebte sich in sie und weihte sie in die Sehkunst ein, weil er sich ihre Zuneigung als Gegenleistung erhoffte. Jedoch verschmähte sie ihn. Daraufhin verdammte Apollon Kassandra dazu, dass sie trotz wahrer Voraussagen nie Gehör bei anderen finden sollte. So versuchte sie vergeblich vor dem trojanischen Krieg zu warnen. Auch sprach sie sich ohne Erfolg dagegen aus, das von den Griechen zurückgelassene hölzerne Pferd in die Mauern Trojas zu holen.  Nach dem Fall Trojas suchte Kassandra Schutz im Tempel bei der Athena-Statue. Aias, der Sohn des Oileus, zerrte sie von der Statue weg und vergewaltigte sie. Dadurch flüchtete sie mit Agamemnon, der sich in sie verliebt hatte, nach Mykene. Beide wurden jedoch bei ihrer Ankunft von Agamemnons Gattin Klytaimnestra und ihrem Liebhaber umgebracht. Schon im 2. Jh. fand die Tragik Kassandras einen Platz in Gedichten und wurde ab dem 6. Jh. auch in künstlerischen Werke (z.B. auf Vasen, Gemälden, Schildbändern und Reliefs) dargestellt.