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Portrait Goethe von Heinrich Christoph Kolbe

Das Portrait zeigt Johann Wolfgang von Goethe im Alter von 73 Jahren in seiner Amtsuniform und wurde von Heinrich Christoph Kolbe 1822 hergestellt.

Goethe trägt eine blaue Uniform, welche mit seinen Orden besetzt ist. Darunter trägt er ein weißes Hemd mit Stehkragen und um den Hals an einem roten Schleifenband das Ordenskreuz.

Auf den ersten Blick wirkt das Portrait durch die dunklen Farben sehr ernst. Dieser Eindruck wird auch durch Goethes Blick unterstrichen, welcher zwar auf den Betrachter gerichtet zu sein scheint, jedoch bei genauerem Hinsehen den Eindruck erweckt, als würde Goethe ins Leere schauen oder träumerisch in die Ferne blicken. Interessant ist, dass Goethe schielt - dies wirft einige Fragen auf: Soll es Goethes Überforderung zwischen dem Spagat des Lebens eines freien Dichters und seinem formalen Beamtenleben als Minister widerspiegeln? Ist Goethe überhaupt glücklich in dieser Uniform? Sein Gesicht wirkt wie von einem Schatten bedeckt, der keinen Platz für private Emotionen lässt. Das Portrait scheint ein Pflichtakt für Goethe gewesen zu sein, da noch nicht einmal in seinen Augen ein Lächeln zu erkennen ist. Jedoch könnte dies auch einfach nur auf sein Alter zurückzuführen sein, denn schließlich hat Goethe zu dem Zeitpunkt schon ein langes und bewegtes Leben hinter sich - geprägt von Trauer, Abschied und Herzschmerz.

Im Goethe Nationalmuseum hängt das Portrait in der Abteilung Gewalt und verkörpert dort die Staatsgewalt, von der Goethe ein Repräsentant war. Dies wird im Portrait deutlich, da die auffälligsten und einzigen farbenfrohen Flecken auf dem Bild die roten Staatsorden sind.

Insgesamt wirkt Goethe in seiner Rolle unglücklich und unzufrieden, und doch wird beim Betrachten ein ganz anderer Blick auf diese bekannte Persönlichkeit gerichtet. Dies bringt dem Portrait seinen berechtigten Platz im Goethe Nationalmuseum ein.